Arthur Hübscher
Deutsche Geisteswelt, Band II, Von Schopenhauer bis Heisenberg
Verlag Werner Dausien, Hanau 1986
(Erstauflage 1953 im Holle-Verlag, Baden-Baden)
S. 55-59: Stirner
Wenn er den konsequenten Individualismus proklamiert, den Egoismus des Einzelnen als Protest gegen die Tyrannei kollektiver Ideologien und Machtansprüche, so vertritt er im Grunde ein durchaus ernst zu nehmendes Anliegen. Aber man vergleiche, auf welchem Niveau vor ihm Wilhelm von Humboldt, nach ihm Nietzsche ähnliche Probleme behandelt haben! Stirners Buch ist dilettantisch, von Schlagworten, vom Jargon der Tagespolemik erfüllt; er hat seinen eigenen Individualismus unfreiwillig parodiert. Mag Stirner auf den ersten Blick genialisch, revolutionär erscheinen – bei näherer Betrachtung erweist er sich als eine unausgereifte Sturm- und Drang-Natur, als ein harmloser Monomane des Ich.
(folgt als Textprobe die Einleitung Stirners zum „Einzigen“)