Brief [Reich Nahebringen, seine politische Einordnung] (1978)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
(…) Du weist in Deinem Brief darauf hin, daß die Schwierigkeiten bei der Vermittlung der Reichschen Erkenntnisse auch von der eigenen Unfähigkeit zu einer verständlichen Darstellung kommen. Da stimme ich voll zu; ich habe da selbst meine Schwierigkeiten, Dinge, die ich eher emotional voll erfaßt zu haben glaube, klar und nachvollziehbar darzustellen. Du schreibst zwar von Deinen guten Erfahrungen mit der Art Deiner Darstellung (…), aber das bezieht sich wahrscheinlich auf ein bestimmtes Publikum, das zwar kritisch sein mag, aber mehr in einer bestimmten Richtung.
Reich selbst und seine Theorie haben in der linken Bewegung nie Fuß fassen können, wurden immer irgendwie als Fremdkörper empfunden. Reich selbst war ja, wie Du weißt, in jungen Jahren von Bergson, Ibsen, Nietzsche – und Freud – stark beeinflußt, ehe er zum Marxismus kam. Von diesem löste er sich in einer recht merkwürdigen Art. Anfang der 50er Jahre noch lobt er Marx und Lenin, nimmt aber auch Stirner in seine Bibliografie zum Christusmord auf. Du magst hieraus erahnen, wo ich die Probleme der Darstellung der politischen Einordnung Reichs sehe. (…)