(...) Dass Stulpe meine "Stirner-Studien" (und sogar Essbachs "Gegenzüge") nicht einmal im ansonsten ausufernden Literatur-Verzeichnis (von Gesichter des Einzigen) listet, mag nur in zweiter Linie als "ärgerlich" empfunden werden; in erster Linie sehe ich es als so etwas wie ein Schibboleth dafür an, dass Stulpes Buch eine geradezu kanonische Fortschreibung der – von mir so genannten – Re(pulsions- und De)zeptionsgeschichte von Stirners "Einzigem" ist, die Stulpe in seiner Fussnote 32 verwischend umtänzelt und als nicht diskussionswürdig beiseite schiebt.
Ich teile Stulpes Ablehnung des aktuellen "modernen Individualismus", wie auch Helms' Ablehnung der gesellschaftlichen Realität der damaligen BRD, meine aber, dass gerade und fast NUR via Stirner eine radikale Kritik daran zu leisten ist. Stirners "Eigner" ist nicht, wie Stulpe auf 1000 Seiten weismachen will, hier und heute ubiquitär; er im Gegenteil ist eine utopische Gestalt.
Natürlich wurde Stirner gelegentlich so aufgefasst wie Stulpe es schildert, als Herold eines Individualismus, wie er heute ideologisch vorherrscht. Das mag auch der Grund gewesen sein, warum Stirner von allen intellektuell zumindest halbwegs kompetenten Denkern abgelehnt wurde (es gab nur vereinzelt "bekennende Stirnerianer", die sich aber Stirner als banalen Ultraliberalen zurechtgelegt hatten). Diese ubiquitäre Ablehnung (sic!) Stirners thematisiere ich in meinem Buch "Ein dauerhafter Dissident".
Stulpes Buch erscheint mir als gigantische Nebelkerze. Doch das umnebelte Objekt war ohnehin nicht im Blickfeld zeitgenössischer Autoren (in meinem zwar, aber...). So bleibt als Hauptadressat dieser wahrhaft "grossartigen" Anstrengung wohl der Autor selbst (und vielleicht sein Mentor Arnhelm Neusüss). (…)