(...) Marx, Nietzsche u.a. bedienen sich nicht vom "Einzigen"; sie wehren "etwas" ab, erst für sich ganz privat & dann für die Masse der ähnlich empfindenden Gebildeten. Daher rührt ihr durchschlagender Erfolg (den sie selbst nicht mehr erlebten).
Was, welche "Idee" sie abwehren, sagen sie nicht. Die Empfänger bzw. Anhänger (oder Gegner, denen sie viel zu beissen gegeben haben) brauchen/wollen auch keine Klarheit. Das klingt (...) nach Verschwörungstheorie. Es ist aber eher eine grundsätzliche Gleichgestimmtheit der Menschen unseres Kulturkreises.
(...) Unverständnis bzw. banales Verständnis des "Anarchisten" Stirner, d.h. Unberührtsein von jener Idee, war und ist offenkundig vorherrschend.
Wie die, die Stirner zur vehementen Abwehr provoziert hat (Marx, Nietzsche u.a.) den "Einzigen" verstanden haben, ist schwer zu sagen, ob viel Text (Marx) oder gar keiner (Nietzsche) dazu überliefert ist. Als "gefährlich", in welcher Hinsicht auch immer, werden sie ihn gehalten haben; sonst wäre die gewaltige Abwehranstrengung nicht erklärbar.
(...) Ich schreibe auch irgendwo vom Pyrrhussieg, den "die Aufklärung" des 19./20.Jh. damit errungen hat, dass sie Marx und Nietzsche (resp. Freud) zu ihren Galionsfiguren gemacht hat. Wer allerdings, wie oft zu lesen, meint, in einer "vollends aufgeklärten" Zeit (Adorno/Horkh.) zu leben, wird bei der Rede von einer "Wiederbelebung der Aufklärung" nur den Kopf schütteln.
(...) Dass über Stirner viel geschrieben wurde und wird, habe ich doch in meinem "Dissident" üppig belegt, grob geordnet nach einer kleinen Typologie der Schreiber und ihrer erkennbaren Haltungen/Motive. Alles natürlich recht konzise, zum Weiterforschen für jene, die sich bei dem einen oder anderen Autoren gut auskennen, aber dessen Meinung zu Stirner bisher ignoriert haben. Das (bisherige) Resultat überrascht nicht unbedingt: "Tertiärverdrängung", wie ich das irgendwo genannt habe.
Also: von Verschweigen, Totschweigen kann (ab etwa 1890) offenkundig keine Rede sein, wohl aber vom Verdrängen, durch Banalisieren, Zerreden und andere verbale Techniken.
(...) Von "Fortgang der Aufklärung" würde ich nicht sprechen, eher von "Wiederbelebung". An deren Beginn müsste die volle Erkenntnis dessen stehen, was jene erfolgreichen Aufklärer (M + N) mit Stirner gemacht haben (die Parallelen zu dem Wirken der frz. Aufklärer incl. Rousseau vs. La Mettrie sind frappierend, auch in Hinblick auf die "verschüttete", "gefährliche" Idee).
Es gäbe also unendlich viel zu revidieren, abzuräumen, auf den Müllhaufen der Ideengeschichte zu werfen. (...)