Guten Morgen, (…),
ich habe auf Ihre telefonische Anfrage hin meine alten Unterlagen zu den »wilhelm-reich-blättern« (1975-82) gesichtet und eigentlich nichts gefunden, was sich aufgrund Ihrer Angaben als "Zeitdokument" für die Reich-Rezeption der 70er Jahre eignet. Als Exponate geeignet erscheinen mir allenfalls ein paar Exemplare der »wrb«. Welche noch erhältlich sind (…)
Einen Überblick über die Inhalte aller »wrb« gibt
https://www.lsr-projekt.de/wrb/wrb.html
Zur gleichen Zeit entstanden ist meine Rowohlt-Bildmonographie zu Reich, jetzt in 5. Auflage im Handel -- und auszugsweise vorhanden unter
https://www.lsr-projekt.de/wrfreud.html
Wenn Sie meine Sicht der "Aktualität" von Reichs Auffassung der Sexualität interessiert, finden Sie sie konzise in einem Artikel, den ich 1996 für die Zeitschrift »Sexuologie« (Hg. Akademie für Sexualmedizin, K.M. Beier et al., Verlag Gustav Fischer, Band 3, Heft 4, S. 232-241) verfasst habe:
https://www.lsr-projekt.de/wrsex.html
Für sehr wichtig halte ich, wie ich schon am Telefon sagte, den Sachverhalt, dass Reich anfangs zwar Schüler Freuds war, sehr bald aber – aufgrund seiner Auffassung von Sexualität in »Die Funktion des Orgasmus« (1927); nicht zu verwechseln mit Reichs Buch gleichen Titels, das seit 1969 im Handel war und den UT »Die Entdeckung des Organs, Band 1« trug – zu dessen Gegenspieler wurde, was bald dazu führte, dass Freud Reichs Ausschluss aus der IPV betrieb. Dazu:
https://www.lsr-projekt.de/wrfreud.html (Vorbemerkung)
speziell: https://www.lsr-projekt.de/wrfreud.html#ausschluss
und Reichs Darstellung 1935, nachdem in den Organen der Psychoanalyse davon kein Wort stand:
https://www.lsr-projekt.de/zpps/zpps5.html#ausschluss
und das Buch: Karl Fallend / Bernd Nitzschke: Der "Fall" Wilhelm Reich (Suhrkamp Wissenschaft, stw 1285, 1997, vergriffen)
https://www.lsr-projekt.de/wrfall.html
Die "Orgonomie" hingegen, die Reich später, im US-Exil, entwickelte, erscheint mir für den Zusammenhang Sexualität vernachlässigbar, ein – vielleicht verlockendes – Exponat Orgon-Akkumulator/Shooter deshalb auch eher abträglich + das alte Klischee des "verrückt gewordenen" Reich bedienend + das Bild des Sexuologen Reich, der noch heute provozieren kann, verwischend.
Es tut mir leid, dass ich ihnen fast nur mit "guten Ratschlägen" und kaum mit attraktiven Exponaten dienen kann. Falls Sie noch Fragen haben, können Sie mich natürlich gern weiterhin per Telefon oder e-mail in Anspruch nehmen.
Gruesse von Bernd A. Laska