Entwurf einer Besprechung von Robinson: The Freudian Left (17.12.71)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
Paul A. Robinson
The Freudian Left
Wilhelm Reich, Geza Róheim, Herbert Marcuse
Harper Colophon Books/ CN 153. 1,95 Dollar
Copyright 1969 by PAR
Im Vorwort:
Er dankt Herbert Marcuse, "who graciously consented to read the chapter of the book which treats is work. In the midst of very trying times in the summer of 1968, with the American Legion and reactionary congressmen harassing him, and while literally hiding out following a threat on his life, Professor Marcuse somehow managed to find time to read my account of his earlier, more purely intellectual skirmishes. It was not only an act of kindness on his part, it was also a testimony to his goodwill and remarkable personal composure."
Er hat Erich Fromm nicht mit in das Buch genommen, weil dieser zwar politisch links von Freud steht, aber ein "rabid sexual conservative" ist und die Bedeutung der Sexualität, die ihr von Freud, Reich, Roheim, Marcuse zuerkannt wird, ablehnt.
Über Reich:
my attitude is ambivalent. I am impressed by his frequent incisiveness, his obvious theoretical boldness, and his humane generosity. But … his alarming simplicity. I appreciate his radicalism, but I am bothered by his insensitivity to the complexity of things.
Er sieht Reichs Entwicklung klar als ein Stück ohne die Trennungslinie der orthodoxen PsA. um 1934 in den guten und schlechten R. Er schildert dann Reichs Geschichte bis in die 30er Jahre ziemlich gut, auch den Freud-Konflikt. Oft zitiert er aber alte und neue Bücher durcheinander ohne die Zeitfolge zu beachten, um Widersprüche zu belegen.
Dann: The last two decades of career are in every respect the most difficult to deal with. If Rs political ideas were utopian, his biological and cosmological speculations can only be called insane. Yet a strange logic underlies even his most extreme formulations. Eine Kontinuität ist da. The details of the science of orgonomy hold little interest for the intellectual historian, but the langer contours of Rs mythology are certainly important for our understanding of his intellectual development.
Seit den 30er ist PsA geteilt in orthodoxe biologisch orientierte PsA und den neo-freudianischen Revisionismus, der kulturell orientiert ist, je nachdem ob sie dem Erbe oder der Umwelt den größeren Einfluß zusprechen. Reich ist dort nirgends einzuordnen. Er blieb Rätsel für beide. Er war einer der ersten, der die sozialen Faktoren in der ps Entwicklung betonte und trieb es dann bis zu einer extrem biologischen Haltung.
Die Beschreibung dieser Phase Rs ist dann schlecht und voreingenommen Überheblich, verzerrend und unverständig, obwohl er alle wichtigen Bücher hatte, und aus ihnen zitiert.
Über Marcuse: Nachdem die meisten PsAnalytiker Freuds Spätwerk als konservativ und der Reaktion nützend bezeichnet hatten, erschien in den 50er Jahren eine Neubewertung von Marcuse und Norman 0. Brown ("Life against Death"). Both went far beyond Reich or Roheim in probing the dialectical subtleties of Freud's thought and both reached conclusions which were more extreme, more "utopian", than those to be found in either of Freud's earlier left wing exegetes. Marcuse is definitely finer of the two theorists (M. und Brown).
Vernunft und Revolution und Triebstruktur und Gesellschaft, sind sich ähnlich als Versuche Marcuses im ersteren Hegel, im zweiten Freud als revolutionäre Theoretiker hinzustellen.
Bei Hegel, die Vernunft als verändernde Kraft in der Geschichte, bei Freud
M. war bis in die 50er Jahre ziemlich abgeneigt von psychologischen Sachen. Durch seine Tätigkeit am Institut für Sozialforschung in den 30er Jahren mußte er den Beitrag über die Geschichte der Familie in dem Projekt "Studien über Autorität und Familie" übernehmen. Dieser sei bemerkenswert dafür, wie er es vermied, die Familie überhaupt zu erwähnen. Es ging hauptsächlich über die Beziehungen von philosophischem Dualismus zu authoritarianism. In einem Anhang schreibt er, die Familie sei kaum von besonderer historischer Bedeutung, sei nicht das Bollwerk des auth..., weil es neben der bürgerlichen Familie noch die proletarische gäbe, die ihre Kinder im vollen Bewußtsein der proletarischen Klassenmoral erzieht. Er teilte nicht einmal den bescheidenen Enthusiasmus für Freud mit seinen Kollegen. Ansätze jedoch schon in "Über den affirmativen Charakter der Kultur"; "Zur Kritik des Hedonismus". In seinen ersten Buch "Hegels Ontologie.." lobte er Heideggers Beiträge zur Weiterentwicklung Hegels, was ihm später vielleicht leid tat als Heidegger mit den Nazis zusammenarbeitete. Eine Zeitlang (um 1940) sympathisierte er mit Sartres Existenzialismus.
I have already noted that M introduced the concept of surplus repression to designate a quantitative dimension of sexual repression made necessary by the interests of domination. In this instance his argument was identical to Reich's. The qualitative notion of the performance principle (Arbeit um der Arbeit willen) was correlated with a qualitative analysis of the sexual repression made necessary by political and economical domination. Here Marcuse went clearly beyond Reich.
M: (über die kindliche Entwicklung bis hin zur Genitalität) the performance principle led to the nearly complete desexualisation of the pregenital erogen zones, indeed of the body in general, and reinforced the total genitalization of sexuality. This desexualization resulted in a radical reduction of men’s potential for pleasure. M explained the historical connection between "genital tyranny" and the performance principle in an extraordinarily ingenious piece of reasoning: libido became concentrated in one part of the body, namely the genitals, in order to leave the rest of the body free for use as an instrument of labor.
Robinson: yet I must confess that I share Marcuses fascination with the idea (Todestrieb); it has about it an undeniable philosophic grandness and mystery (!). Obwohl er vorher zugibt, daß klinisch keine Evidenz vorhanden ist, das stört ihn überhaupt nicht.
Marcuses Begründung für Änderung: the performance principle had created the historical conditions for its own abolition (Arbeit nicht mehr notwendig durch Entwicklung der Technik).
By distinguishing between repression and surplus repression, reality principle and performance principle M was able to show that Freud's equation of civilization with repression was premature.
Zum Problem der Sublimation, nachdem die Arbeit auf die wahren Bedürfnisse erfüllend reduziert ist, für die restliche noch zu verrichtende Arbeit: M: if work were accompanied by a reactivation of pregenital polymorphous eroticism, it would tend to become gratifying in itself without losing its work content. (play character)