[Ilya Prigogine] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
19.01.81:
Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977): Vom Sein zum Werden. München 1979, 261 S.
S.12f: wesentliches Ziel des Buches: "...dass wir in einer Zeit leben, in der sich eine wissenschaftliche Revolution vollzieht, bei der die Stellung und Bedeutung der wissenschaftlichen Betrachtungsweise eine grundlegende Neubewertung erfährt, einer Zeit, die dem Erwachen der wissenschaftlichen Betrachtungsweise bei den Griechen oder der Renaissance des wissenschaftlichen Denkens zu Zeiten Galileis nicht unähnlich ist."
S.13: früher: Glaube an Einfachheit des Mikroskopischen, Atome, Moleküle, Irreversibilität und Evolution seien Folge des komplexen kollektiven Verhaltens der Elementarteilchen. -- Heute: Elementarteilchen sind komplexe Objekte. Wenn es in Physik und Chemie überhaupt Einfachheit gibt, dann nicht in den mikroskopischen Modellen, eher bei den idealisierten makroskopischen Darstellungen, z.B. Zweikörperproblem.
Wann immer man von solchen Modellen aus ins Grosse oder Kleine geht, hört die Einfachheit auf.
Rolle der Zeit sei neu zu überdenken. Bisher galt bei den physikalischen Gesetzen die Umkehrbarkeit der Zeit t --> -t.
P. zitiert Einstein (S.210) an seinen Freund Besso: "Für uns gläubige Physiker hat die Scheidung zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur die Bedeutung einer wenn auch hartnäckigen Illusion."
S.13: "Irreversible Prozesse sind erstens ebenso 'real' wie reversible...; ...spielen eine fundamentale konstruktive Rolle in der physikalischen Welt; sie liegen bedeutsamen kohärenten Prozessen zugrunde, die mit besonderer Klarheit auf der biologischen Ebene zutage treten."
Fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht --> dissipative Strukturen.