Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 8)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
3 Die unverstandene neue Klasse (alle Hervorhebungen von Laska)
Stirners Buch erschien „voreilig“ (von Laska unterkringelt) bereits 1844 und verkündete „das Dogma vom Einzigen und dessen herzerquickende Parole ‚Mir geht nichts über Mich!‘“ (von Laska unterkringelt)
Helms zitiert John Henry Mackay, daß die Zensur nach der Beschlagnahme von Der Einzige und sein Eigentum wenige Tage wieder aufgehoben wurde, weil das Buch „zu absurd“ sei. Dazu Laska sarkastisch am Rand: = Helms
Den folgenden von Laska unterstrichenen und zusätzlich am Seitenrand angestrichenen Satz kommentiert Laska mit „total unmarxistische Sicht“: „Erst die an Stirner erlernte falsche Staatsfeindschaft ermöglichte jenen ein leichtes Spiel, die unter dem Prätext völliger Neuordnung den autoritären Staat in ein totalitäres Reich zu verwandeln anschicken.“ Auf Seite 99 schreibt Helms: „Hegel wollte einen vernünftigen Staat und Stirner oder Hitler (von Laska unterkringelt) die unvernünftige Extinktion aller Konkurrenten des Dritten Reichs.“ Laska: demag.
Laska unterstreicht: „In Stirners Polemik wurde alles – Staat und Staatsfeinde – zu Erscheinungen des religiösen Wahnsinns gleichgemacht.“
Laska unterstreicht: „Feuerbachs öffentliche Erwiderung auf den ‚Einzigen‘ ist vollends lächerliche Apologie, sie ist beflissene Selbstbezichtigung fast wie nach einer erfolgreichen modernen Gehirnwäsche.“
Helms fragt nach der Kritik von Marx und Engels und hebt dazu zwei Seiten weiter diesen Satz hervor: „Allein von proletarischen Theoretikern (von Laska unterkringelt) ist denn auch die volle Tragweite der Stirner’schen Ideologie ermessen worden, von Moses Heß, Marx und Engels.“
Helms zitiert eine der ersten Besprechung des Einzigen, die Mannheimer Abendzeitung vom 15.11.1844: „Wir haben haben ein (…) Buch vor uns, in dem es sich um nichts Geringeres (handelt) als um ein ganz neues Lebensprinzip, das, wenn es wirklich ins Leben treten könnte, alle bestehenden Verhältnisse über den Haufen stoßen müßte. Dies Princip ist – der Egoismus, Stirners’s Theorie ist die Theorie des Egoismus. Was wir bisher als ärgstes Hinderniß der Freiheit betrachtet haben, will Stirner zu deren Basis erheben, er will die Persönlichkeit, das wahre Ich des Menschen von allen Schranken, die es bisher gehindert haben, seine Eigenheit geltend zu machen, befreien, er will die Frage beantworten, was ist des Freiesten Freiheit?“ Helms: „Der ironische [von Laska unterkringelt und mit einem Fragezeichen versehen] Korrespondent schließt: Stirner ‚will nur sich anerkennen und fordert nichts Geringeres von allen Übrigen, als daß sie das Gleiche thun und fordern, was sie wollen: dann, meint er, würde schon das Rechte herauskommen.“
Helms zitiert Arnold Runge, der über Der Einzige und sein Eigentum vermerkte: „Man müßte das Buch souteniren und propagiren. Es ist eine Befreiung von den dümmsten aller Dummheiten, der ‚socialen Handwerkerdogmatik‘, diesem neuen Christenthum, das die Einfältigen predigen, und dessen Realisierung ein niederträchtiges Schaafstalleben wäre.“
Helms: „Allein von proletarischen Theoretikern (beide Worte von Laska unterringelt und mit der Anmerkung „jüd. Großb.“ versehen) ist denn auch die volle Tragweite der Stirner’schen Ideologie ermessen worden, von Moses Heß, Marx und Engels.“ Laska: --> ausführen! Außerdem notiert Laska: M + E veröfft. Nichts. Heß --> „Stirners Rezensenten“
Helms behauptet „Stirner und seine Freunde“ (Laska: wer?) seien Angehörige einer neuen Schicht, des Mittelstandes, gewesen und nur in „Die deutsche Ideologie“ werde das analysiert, die erst nach der Jahhundertwende auszugsweise publiziert wurde. Laska: 1. warum? 2. keiner außer M + E konnten es erkennen.
In einer Fußnote merkt Helms dazu an, daß Bernstein Stirner betreffende Partien ausgewählt habe, „die seiner revisionistischen Doktrin nicht schaden konnten“.
Georg Adler wird von Helms zitiert: die Proletarier hätten sich Stirner zufolge als Masse von „Ichen“ fühlen sollen, doch Stirner kannte die Proletarier nicht (Laska: und Marx?), sondern nur die Bohèmiens und „das gebildete Zigeunertum der Großstadt“. Stirner habe das Proletariat mit dem Lumpenproletariat verwechselt. Dazu Laska: Stirner Sicht, daß nur Unzufriedene – wenn überhaupt – etwas tun würden, ist heute als tiefer erkenntlich als Marxens „wiss. Soz.“
Helms: „Die Verkennung der sich entfaltenden neuen Schicht als Bohème hält an bis zu Blochs ‚Prinzip Hoffnung‘, im orthodoxeb Klassenschema ist für sie kein Rubrum reserviert. In der Dissertation von [Kurt Adolf] Mautz [Dissertation Berlin 1936] ist ihr wenigstens der ihr gebührende Ort zugewiesen.“ Laska: Mautz besser als Bloch?
Mautz spricht von Der Einzige und sein Eigentum als philosophischen Ausdruck der sozial entwurzelten Bohème. Das sei, so Helms, die „offizielle Lehrmeinung“ der deutschen Philosophie. Laska: gab’s die 1936? und je?
Helms zitiert Stirner, daß „ein eigenes Ich nicht ablassen kann, ein Verbrecher zu sein“. Dazu Laska: demag. Stirner sagt das nämlich nicht isoliert, sondern kontert einem Argument.
Helms zitiert Karl Löwith dahingehend, daß Marx, Stirner et al. freie Schriftsteller waren und entsprechend abhängig. Dazu Laska: Stirner hat wenig geschrieben i.vgl. zu M + E. Helms weiter: „Daß Ruge und Bauer ihren Frieden mit der Herrschaft schlossen und Feuerbach auf süddeutsche Schlösser und Dörfer retirierte, wo ihm das Vermögen seiner Frau einen beschaulichen Lebensabend vergönnte, daß Stirner [Laska: im Schuldgefängnis saß, verarmt + unbeachtet starb] der Messias der kleinen Leute wurde, die Proleten nicht sein mochten, und Marx [Laska: vom Kapitalisten Engels ausgehalten wurde, dessen so erworbenes Geld verschwendete] das Heil in der Emanzipation der Arbeiter sah, ist Zufälligkeit natürlich nur, wenn man die Entfaltung subjektiver Vernunft und Erfahrung für ein bloßes Spiel des Zufalls hält und nicht für das Produkt der gesellschaftlichen Verhältnisse [Laska: worin sind die bei M + E einzig?].“
Helms: „Löwiths angelegentliche Deutung der philosophisch-politischen Differenzen als Privathändel möchte denn auch dem unguten Zweck dienen, die historische Wirksamkeit vor allem der Lehren Marxens [Laska: --> Stalin] und Stirners [Laska: --> Hitler] zu negieren und den unbequemen Verlauf der jüngeren Geschichte bis zu ihrem Ausgangspunkt zurückzudrehen.“
Helms zitiert Kracauer über die Mittelschichten: „Nichts kennzeichnet so sehr dieses Leben, das nur in eingeschränktem Sinne Leben heißen darf, als die Art und Weise, in der ihm das Höhere [Laska: Anführungszeichen fehlen!] erscheint. Es ist ihm nicht Gehalt, sondern Glanz [Laska: ernst gemeint].“
Helms bezeichnet Stirner als „Mittelstandsapostel“.