Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 4)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
S. 13-19 (alle Hervorhebungen von Laska)
Laska hinterfragt Helms Aussage, daß Bindungslosigkeit Vorbedingung totalitärer Herrschaft sei. Helms weiter: „Stirner wendet sich nicht ‚an die Wenigen‘, sie über die Grundsätze moderner Herrschaft aufzuklären. Er wirkt auf die Massen der Einzelnen, sie für die Gefolgschaft vorzubereiten. (Laska: Beleg?) Darin ist er ohnegleichen.“ Und weiter: „Nicht, ob Hitler Stirner gelesen hat, ist entscheidend; aber das ungezählte (Laska: viele?) seiner Wähler Stirner gelesen haben, hat beigetragen, das Dritte Reich zu ermöglichen.“
Der Anarchismusforscher Ernst Victor Zenker merkt Ende des 19. Jahrhunderts an, daß Stirners Buch 1844/45 „meteorgleich“ aufblitze, um sofort zu verglühen. Und Gustav Mayer merkt an, daß damals Stirner „für ganz kurze“ Zeit eine Tagesberühmtheit war. Wegen des schleppenden Absatzes war erst nach 38 Jahren eine zweite Auflage möglich. Laska: „1893 mit Reclam-Ausgabe Stirner-Renaissance“
Helms weist darauf hin, daß die Zensur das Besprechen von Stirners Werk in der Tagespresse bei seiner Erstauflage fast unmöglich gemacht habe. Darauf Laska: das Erscheinen aber nicht
Helms, nachdem Egon Friedell Stirner mit Nietzsche verglichen hat: „‘Der Einzige‘ ist plebejisch, laut und unordentlich, er ist raffiniert, aber wild drauflos.“ Und er zitiert Stirners Zeitgenossen Arnold Ruge: „Stirners ganzes Buch athmet Leichtsinn. Es ist darum auch das erste leichte, genießbare und vollkommen für Jedermann geschriebene philosophische Werk.“ Helms weiter: „Karl Löwith hat erst jüngeren Datums wieder für den ‚Einzigen‘ geworben und dessen Attraktivität für die schlichteren Gemüter [Laska: Proletarier auch?] lobend hervorgehoben.“
Helms erwähnt, daß die Stirner-Welle um 1891 mit der Sekundärliteratur anhebt, um dann 1914 mit Kriegsbeginn abrupt zu enden. Auch international reüssierte Stirners Werk, insbesondere aber in Rußland, wo es teils in Zeitschriften als „Fortsetzungsroman“ erschien. „Roman“, Helms birst geradezu vor Verachtung!
Die zweite Stirner-Welle „beginnt sofort bei Kriegsende“ 1918 und hält, so Helms, bis 1932 [Laska: ?] an. Laskas sarkastischer Kommentar: ab da gab’s für Stirner-Fans was Besseres. Helms weiter: „Die nun buchstäblich zu nehmenden goldenen Zwanziger sind die Inkubationsjahre des Einzigen. Hier sammelt er seine Kräfte und akkumuliert sein Eigentum.“
Helms kommt auf die französische Edition nach dem Zweiten Weltkrieg und General de Gaulle – und Hitler zu sprechen. „Dies jedoch für eine historische Duplizität zu mißkennen, hieße von der materialen Wirklichkeit abstrahieren und von einer Ideologie in die andere zu purzeln (…).“ Laska: macht Helms wohl nicht? Meint er.
Was die BRD anbetrifft: die „Marktlage“ der Stirnerschen Ideologie sei noch nie so günstig wie heute (1966). „Sie hat ein marktbeherrschendes Monopol.“ Dazu Laska: 1968 APO…, 1966 GroKo, ab 1969 SPD-Reg.