Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 12)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
III Der Einzige und sein Eigentum: Grundzüge einer Ideologie, Abschnitt 5 (alle Hervorhebungen von Laska)
Helms zitiert Eduard Bernstein hinsichtlich Stirner ausführlich, „um zu zeigen, wie irrig Stirner von den Sozialdemokraten schon zu Beginn der Stirner-Renaissance aufgefaßt wurde“. Da sie mechanisch nur zwei Klassen kennen, würden sie Stirner dem Proletariat zurechnen, was erklärlich mache, „daß sie Stirner ein Jahrzehnt später für einen der Ihrigen halten“.
Ernst Victor Zenker sei hingen „zu Stirner viel Vernünftiges eingefallen“. Es geht um „die radikal-autoritäre Gesellschaft mittelständischer Parvenus“. „Drittes Reich und BRD sind Spielarten dieser Ordnung.“ Dazu Laska: 3. Reich und UdSSR sieht er nie als „Spielarten“
Helms zitiert Hans Heinz Holz: „Wo aber mit Stirners Postulat des Egoismus, alles an sich zu reißen, was man begehrt, ernst gemacht würde, müßte eine totale Anarchie herrschen und jegliche menschliche Existenz aufhören.“ Am Rande schreibt Laska „WR“, was sich wohl auf entsprechende apokalyptische Befürchtungen der „Enthemmung“ bezieht.
Holz erwähnt Hobbes‘ „Krieg aller gegen alle“. Dazu Laska am Rande: wer wen?
Helms postuliert einen vermeintlichen Widerspruch bei Stirner, der einerseits den bürgerlichen Eigentumsschutz kritisiert, den er nicht respektieren gedenkt, andererseits aber schreibt, daß „im Verein und nur im Verein“ das Eigentum anerkannt werde. Laska notiert am Rande: von jedem das eigene
„Der Einzige bedeutet, wie [Moses] Heß richtig sieht, die totale Isolation und Entfremdung des Individuums.“
Max Horkheimer habe „die Stirner’schen Spintisierereien“ ins rechte Verhältnis zur Wirklichkeit gerückt, aber dabei „nicht einmal an Stirner gedacht“. Dazu Laska: Horkheimer/Adorno haben an Stirner „nicht gedacht“. An WR auch nicht! Warum wohl?
Laska konstatiert, daß bei Helms die Wendung, Stirner habe das und jenes getan, „ohne zu wissen, was er tat“ ständig vorkommt. 1) zu dumm --> 2) Entschuldigung (?)
Helms spricht vom „Wandel von der feudal-ständischen zur Klassengesellschaft“, Laska fragt: keine Klassenges.?
Helms spricht von „Stirners Diffamierungen des Politischen“.
Von Laska an der Seite angekringelt: „Bei der Arbeit lernen die Proletarier begreifen, daß sie selber Geschichte machen, durch die Produktion und durch ihren Klassenkampf gegen die Bourgeoisie.“ Dagegen stellt Helms den Mittelständler und dessen bewußtseinstrübende „produktionsferne Funktion“. Laska: und der Arbeiter?
Helms zitiert Stirner: „Denke nicht, daß ich scherze oder bildlich rede, wenn Ich die am Höheren hängenden Menschen, und weil die ungeheure Mehrzahl hierher gehört, fast die ganze Menschenwelt für veritable Narren, Narren im Tollhaus ansehe.“
Laska hebt hervor, daß „Natur- oder emanzipierter Zustand“ für Helms Gegensätze sind.
Helms unterstreicht den Unterschied der Marxschen materialistischen und der Hegelschen idealistischen Geschichtsauffassung, derzufolge der Geist dem Menschen die Verkehrsformen willkürlich aufgezwungen habe. „Für Stirner besagt das: diese Verkehrsformen haben keine sachliche Berechtigung, sie bestehen lediglich kraft des Glaubens und der Untertänigkeit der Menschen (…).“ Stirner verdamme sie als „Fetische“.
Der geschichtslose Stirner habe das Ideal einer klassenlosen Gesellschaft. Laska notiert am Rande: Marx auch!