Laskas Randnotizen zu Hans G. Helms‘ DIE IDEOLOGIE DER ANONYMEN GESELLSCHAFT (Teil 2)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
[Es werden die von Laska auf S. 6-9 hervorgehobenen und/oder mit kurzen Bemerkungen versehenen Stellen erläutert:]
Dem Kapitel I (Ideologie – Produktionsverhältnisse und Marktlage) ist die berühmte, oft zitierte Aussage Mussolinis über Stirner aus dem Jahre 1919 vorangestellt. Mussolini verabschiedet sich von allen „Theologen“ (auch denen des Sozialismus) und beruft sich auf die einzige menschliche Realität: das Individuum. Hunderte Seiten weiter (S. 497), in einer unübersetzten Fußnote, zitiert Helms etwas, was Mussolini 1914 geschrieben hatte (meine Übersetzung aus dem Italienischen): „Eine wunderbare, aber absurde Konstruktion. Kann das Absurde auch wunderbar sein? Wir denken an den ‚Einzigen‘ bei Stirner.“ Bereits 1911 hatte Mussolini sich begeistert zu Stirner bekannt, neben Nietzsche und Goethe (S. 11).
BAL: Stirner kommt in dem Engels-Gedicht von 1842 (vor den „Einzigen“) sehr gut weg im Vergleich mit den anderen „Freien“ (incl. Marx)
Mittels halsbrecherischer Polemik über Einzigkeit und Beseitigung des Konkurrenten verbindet Helms Stirner mit dem Dritten Reich. In diesem Zusammenhang erwähnt er den Stirnerianer Rolf Engert, der vom „dritten Reich im Leben der Menschheit sprach“, wobei Helms aber geflissentlich unterschlägt, daß Engert ein Gegner des NS war – was Helms dann auf S. 428 selbst belegt…
Die Stirnersche Ideologie sei die, das Bestehende festzuhalten, wozu das permanente Bestreben gehöre „fremdes Eigentum sich anzueignen“. Laska kann das nur mit einem gegen Helms gerichteten „blöde“ kommentieren.
Helms schreibt allen Ernstes: „Das Gesetz, wonach das Eigentum wachsen muß, um überhaupt bestehen zu können, entspricht – in ideologische Kolportage übersetzt – gewissermaßen der Einstein’schen Formel von der Expansion der Allelipse.“ Laskas lapidarer Kommentar: oh! Desgleichen bei dem Satz von Helms: „das Bestehende wird erst dann Bestand haben, wenn die Bestandsaufnahme des Universums technisch abgeschlossen sein wird.“
„Max Stirner (…) war (…) der erste konsequente Ideologe. Von den Zeitgenossen begriffen das nur Marx und Engels.“ Dabei ist es Helms, der, Laska zufolge, in Jargon verfällt mit Aussagen wie: „… das von Stirner für die Praxis empfohlene Handeln soll nicht von den Substraten gesellschaftlichen Verkehrs bedingt sein …“
Kurioserweise zitiert Helms den bürgerlichen Stirner-Gegner Eduard von Hartmann, man könne „Stirners Lehre“ „höchstens noch praktische Philosophie nennen, insofern sie das Prinzip des Handelns klar zu legen bemüht ist“, wobei Helms sofort versichert, dies habe natürlich nichts mit der geläufigen Marxschen Feuerbach-These vom Interpretieren und Verändern zu tun, nur um dann in einer Fußnote ein langes Hartmann-Zitat zu präsentieren, in dem Hartman wiederum August von Cieszkowski zitiert, der 1838 (!) geschrieben hatte: „Die praktische Philosophie oder eigentlicher gesagt die Philosophie der Praxis, deren concreteste Einwirkung auf das Leben und die sozialen Verhältnisse, die Entwicklung der Wahrheit in der concreten Thätigkeit, das ist das künftige Los der Philosophie überhaupt.“
[Stirners Buch ist das, was Marx und Engels für sich in Anspruch genommen hatten: das Ende der Philosophie, d.h. der Schritt von der Interpretation zum Handeln.]
Helms schreibt: „Stirners ‚Prinzip des Handelns‘ rät, wie der Einzige sich zweckmäßig dem Bestehenden einzurichten hat, um das Bestehende und die Konkurrenten sich untertan zu machen.“ Laska schreibt dazu am Rande: aber jeder --> Stirner’s Kampf gg. altruistische Heuchelei