[Stalin] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
18.1.81
J.W. Stalin: Anarchismus oder Sozialismus (1906)
in: Werke, Band 1, Berlin 1953, S.257-323, 2. Version S.324-342
(vorh. als Nachdruck in Kursbuch 19)
S.292:
"Wo es keine Klassen gibt, wo es keine Reichen und Armen gibt, da bedarf man auch keines Staates, da bedarf man auch keiner politischen Gewalt, die die Armen bedrängt und die Reichen schützt. Folglich wird die sozialistische Gesellschaft auch nicht der Existenz einer politischen Gewalt bedürfen."
S.293:
"Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen! – auf dieser Grundlage muss die zukünftige kollektivistische Ordnung errichtet werden." --> bei Marx in "Kritik des Gothaer Programms", S.21 (o.ä)
Stalins Artikel will im wesentlichen den Marxismus gegen den Anarchismus abgrenzen und unternimmt deshalb eine allgemeinverständliche Darstellung des dialektischen Materialismus, d.h. er erklärt die dialektische Methode und die materialistische Theorie in zwei getrennten Kapiteln. Die Anarchisten würden stets falsche Vorstellungen über den DiaMat verbreiten, um diese dann zu widerlegen.
Anarchisten behaupteten in: Tscherkesischwili, Ramus und Labriola "Die Urheberschaft des Kommunistischen Manifests", der ganze theoretische Teil (1.u.2. Abschnitt) sei abgeschrieben aus dem "Demokratischen Manifest" von Victor Considérant (Fourier-Schüler, 1808-1893). Stalin setzt gegen diese Behauptung nur, dass C. nicht wie Marx "Materialist" sondern Utopist gewesen sei, also die gesellschaftliche Entwicklung nicht mit der Entwicklung der Produktivkräfte begründet habe. Auch der Klassenkampf fehle. (Lit.: Paul Louis, Geschichte des Sozialismus in Frankreich; evtl. Pierre Ramus, Labriola)