[Walter Schubart] Lektüren 1981 (nach alten handschriftlichen Aufzeichnungen)
BERND A. LASKA, aus dem LSR-Archiv
16.4.81
Walter Schubart: Religion und Eros. München 1941 (als gebundene Kopie vorh.)
Dieses Buch wäre unbedingt genauer zu lesen, falls Reichs Wandel im Verständnis der Religion zu bearbeiten wäre, speziell das Kapitel "Christentum und Askese". Sch. ist pro Eros (incl. Sex) + pro Religion. Beides sei heute entstellt.
S.196ff: ursprüngliche christliche Lehre nicht asketisch; Jesus und Frauen (ungefähr wie WRs Sicht in CM). Geschlechtsfurcht erst durch Paulus, aus zwei Quellen: 1) Ausbleiben des erwarteten Weltuntergangs; 2) Anblick der entarteten Naturreligionen (=Porno-Sex).
S.209: Kath. Kirche ist einzige Religionsgemeinschaft auf der Erde, in der die Frau schöpferische Kräfte entfalten konnte.
S.213: "Nichts macht von der Begierde abhängiger als der befohlene Kampf gegen sie."
S.215: "Durch die Einschnürung des Geschlechtlichen, das man Unzucht nannte, schuf man erst die Unzucht, die dem Geschlecht von Natur nicht anhaftet."
S.219: "Der späte Europäer, religiös gleichgültig oder ausgesprochener Gegner der Religion, lehnte zwar die christlichen Dogmen und Riten ab, aber dem christlichen Urteil über die Geschlechterliebe unterwarf er sich weitgehend, ohne es immer zu bemerken."
S.224: "auf ein und derselben Linie der Liebesächtung liegen die Sexuallehren von Paulus, Augustin und -- Lenin." (Glas-Wasser-Theorie)
S.225: "Die Natur selbst lehrt..., dass sie es mit dem Geschlechtlichen ... nicht nur auf Fortpflanzung anlegt."
S.227: "Die Evangelien bieten keine Handhabe zur Ächtung des Leibes."
S.228: kath. Lehre: aus Abscheu vor dem Verschlingungstrieb --> "Geniessen, Hedonismus, gieriges Schlürfen von Lust stellt den Menschen unter die Tierwelt, die nur die natürliche Getriebenheit kennt, nicht das willkürliche Spiel mit der Lust des Leibes."
S.229: Das Erlebnis der Schöpfungswonne (~Hingabe, Entselbstung, Orgasmus) ist dem Europäer nur noch in seltenen Ausnahmefällen zugänglich. Es könnte aber zur Wieder-Annäherung von Religion und Erotik beitragen. Der Europäer ist so stark auf Erlösungsreligion fixiert, dass er eine Naturreligion nicht mehr vorstellen kann.
S.235: "Das atheistische Freiseinwollen von Gott erinnert an das asketische Freiseinwollen vom Eros."